Nach acht Jahren des konzentrierten Lernens fand für die Schülerinnen und Schüler der ehemaligen Jahrgangsstufe Q2 des Emsland-Gymnasiums nun in der Stadthalle Rheine die „Krönung“ statt: 72 mittlerweile ehemalige Schülerinnen und Schüler hatten sich nebst Angehörigen, Freunden und Lehrerschaft versammelt, um die Abiturzeugnisse zu empfangen.
Die Feier begann mit einem außergewöhnlichen musikalischen Beitrag des Musik-Grundkurses: Der Titel „Clapping Hands“ war Programm bei dieser kreativen Performance, die nur durch rhythmisches Schnippen und rasantes Klatschen gestaltet wurde und damit auch den Takt für eine an Applaus reiche Veranstaltung vorgab.
Schulleiterin Diana Schilling eröffnete die Veranstaltung mit einer kurzen Begrüßung, die sich auch an den Bürgermeister Peter Lüttmann sowie die ehemaligen Schulleiter Katharina Straßburg-Mulder und Jörg Lahme richtete. Auch eine Gruppe von fünf ehemaligen Schülerinnen, die vor 50 Jahren ihr Abitur am Emsland-Gymnasium abgelegt hatten, wurden persönlich herzlich willkommen geheißen.
Bürgermeister Peter Lüttmann betonte in seinem Grußwort die Bedeutung des diesjährigen Mottos „Abiloten 2024 – ready for takeoff“, das den Übergang in einen neuen Lebensabschnitt symbolisiere. „Ich sehe heute Pilotinnen und Piloten“, sagte er, „die den Himmel erforschen, um neue Talente und Leidenschaften zu entdecken.“ Er lobte die Gemeinschaft des Emsland-Gymnasiums, in der ehemalige Schulleiter und jetzige Abiturienten gleichsam ein Teil des Ganzen seien, wie man auch an diesem Tage sehen könne. Die Abiturienten hätten viel Wissen aufgenommen und es sei nun an der Zeit, dieses zu nutzen. „Die Lehrerinnen und Lehrer haben euch als Lotsen unterstützt, jetzt seid ihr bereit, selbstständig zu fliegen“, so Lüttmann.
Im weiteren Verlauf wies er auf die Herausforderungen einer sich wandelnden Welt hin, denen sich die Absolventen nun stellen müssten. „Das eigentliche Abenteuer beginnt erst jetzt und es wird Turbulenzen und Umwege geben“, erklärte er. Doch auch ein Umweg könne manchmal der richtige Weg sein. Er schloss mit der Feststellung, dass „Werte wie Toleranz, Respekt, Offenheit und Empathie“ helfen würden, die richtigen Entscheidungen im Leben zu treffen.
Die Elternvertreter Anja Hüppmeier und Stefan Klümper betonten danach in humorvoller Weise einen anderen Aspekt des Pilotendaseins: eine Pilotin oder ein Pilot (des Lebens) sei stets mit vielen Checklisten unterwegs. Der „Outfitcheck“ sei von den Abiturientinnen und Abiturienten schon bestanden worden, „ihr seht alle fantastisch aus“, so Klümper. Auch das Wetter müsse vor einem Flug geprüft werden. Die Abiturientinnen und Abiturienten sollten auf ihrem Flug des Lebens „mit Turbulenzen“ rechnen. Abschließend stellte er mit Blick auf den anstehenden Abiball zum Thema „Treibstoffcheck“ augenzwinkernd fest: „Am Treibstoffmangel wird dieser Flug sicher nicht scheitern.“
Die Jahrgangsstufenleiter Derya Cokcan und Sebastian Remke übernahmen in ihrer Rede mit viel begeisterndem Wortwitz die Rolle der Flugbegleiter. „Wir haben die Schullandschaft aufwärts verlassen und befinden uns aktuell in einer Höhe von mindestens ausreichend, um über die Wolken zu schweben.“ Tatsächlich hatten vier Abiturientinnen ihre neue Reise mit der Traumnote 1,0 oder 1,1 angetreten.
Nach einem kurzen Redebeitrag der Vertreterinnen der Schülerschaft Jule Pütter, Farzana Gulbaba und Luna Molla, in dem die sie der Abiturientia viel Glück wünschten, wandte sich Schulleiterin Diana Schilling an die Zuhörerschaft. Sie griff ebenfalls das Motto „ABILOTEN“ als Metapher für den Aufbruch der Abiturientinnen und Abiturienten in neue Lebensabschnitte auf. „Erst mal weg, mit viel Schub, möglichst schnell, möglichst hoch und möglichst weit“, umschrieb sie die aktuelle Perspektive der jungen Abiturientinnen und Abiturienten. Anschließend richtete sie den Blick zurück und hob die vielen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler hervor, die nicht nur durch die Schule entwickelt worden seien. „Ihr habt euch die Welt schon selbst erschlossen, das erkennt man an euren vielseitigen Interessen und Talenten, von Sport über Musik bis hin zu politischem Engagement“, führte die Schulleiterin aus. Aber nicht nur Fähigkeiten und Talente, auch Werte wie Bodenhaftung und Verantwortungsbewusstsein seien entwickelt worden. „Ich hoffe, dass uns Werteerziehung gelungen ist, die der zunehmenden Verrohung der Gesellschaft etwas entgegenzuhalten weiß“, formulierte sie ihre Hoffnungen. Sie betonte die Bedeutung von moralischen und politischen Werten vor allem in Zeiten globaler Krisen wie der Pandemie, dem Ukraine-Krieg und der Klimakrise und schloss zuversichtlich: „Aber euren inneren Kompass, den ihr jetzt für euer individuelles „Takeoff“ benötigt, den haben wir aktivieren können. Davon bin ich überzeugt.“
Abschließend würdigte sie die Leistungen und Beiträge von Eltern und Lehrkräften, insbesondere der Oberstufenkoordinatorin Emily Gottfried, die die Schülerinnen und Schüler auf ihrem Weg begleitet haben.
Nach der Verleihung der Zeugnisse, bei der insgesamt auch zehn e-Fellows Stipendien, eine Auszeichnung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, eine Auszeichnung des Altphilologenverbandes NRW, zwei Auszeichnungen der Gesellschaft Deutscher Chemiker, eine Auszeichnung der Gesellschaft für Informatik und zwei Auszeichnungen des Vereines der Deutschen Sprache verliehen wurden und Joana Marie Stilling als diesjährige Josef-Winckler-Preisträgerin gewürdigt wurde, folgte zum Abschluss ein erfrischender Redebeitrag von der Abiturientia selbst, vorgetragen von Frieda Miethe und Viktoria Visscher. Sie erzählten, wie sie als Fünftklässler damals „den großen grauen Block betreten“ hätten, der zwar „hässlich von außen“, aber geprägt von „Gemeinschaft innen“ gewesen sei. Die beiden Rednerinnen verwiesen auf Erinnerungen und schöne Episoden des Schullebens, die ein wertvolles Gepäck darstellen, das jeder Einzelne für sein ganzes Leben nun mitnehmen werde.
Zum besonderen Festcharakter dieser Entlassfeier trugen die virtuosen Darbietungen von Dajana (Klavier) und Izabela (Cello) Qevani bei: Auch sie zählen zu den erfolgreichen Absolventinnen dieses Jahres und bedankten sich auf begeisternde Weise bei ihrer Stufe dafür, dass sie eine so gute Gemeinschaft erfahren haben, in der sie als zugewanderte Albanerinnen innerhalb von drei Jahren auch fachlich bemerkenswert schnell erfolgreich wurden. Die versammelte Festgemeinschaft dankte ihnen nicht nur mit „clapping hands“, sondern mit euphorischem Applaus.