Inflation, Krieg in Europa, Leistungsdruck durch Social Media – viele Kinder und Jugendliche fühlen sich heute belastet. Wie Schulen auf diese tiefgreifenden Verunsicherungen reagieren können, stand im Mittelpunkt eines pädagogischen Tages am Emsland-Gymnasium, bei dem die Mitarbeiterinnen der schulpsychologischen Beratungsstelle des Kreises Steinfurt Annika Schlienkamp, Klara Mensing, Leyla Klug und Jasmin Wrana das Kollegium fortbildeten. Im Eröffnungsvortrag stellten die Referentinnen zunächst den zentralen Begriff psychischer Erkrankungen vor. Entscheidend sei dabei der erlebte Leidensdruck der Betroffenen oder ihres Umfelds. Schutzfaktoren wie enge soziale Beziehungen und stabile Bezugspersonen wurden hervorgehoben. Gleichzeitig zeichneten sie auf Grundlage aktueller Jugendstudien ein besorgniserregendes Bild: sinkende Lebensqualität, schwindende Zuversicht in Politik und Gesellschaft, wachsende Belastungen durch Social Media sowie Ängste vor Inflation und Krieg in Europa. Das gängige Klischee einer „faulen Jugend“ konnte jedoch klar widerlegt werden. Die Botschaft: Schulen sind zentrale Orte, an denen Jugendlichen Handlungsräume gegen die Erfahrung von Ohnmacht eröffnet werden müssen.
In der anschließenden Workshopphase konnten die Teilnehmenden sich für verschiedene Workshops anmelden: Der Workshop zur „Positiven Psychologie“ beispielsweise rückte gezielt den Begriff des Wohlbefindens in den Vordergrund. Anders als erwartet, wurden nicht Belastungsfaktoren, sondern Aspekte eines glücklichen Lebens thematisiert. Anhand des „PERMA-Modells“ erprobten die Lehrkräfte in kleinen Übungen, wie positive Emotionen, Engagement, Beziehungen, Sinn und Zielerreichung das Wohlbefinden stärken. Eine Teilnehmerin berichtete begeistert davon, wie ihre zunächst negative Erwartungshaltung zu diesem Tag völlig ins Gegenteil verkehrt wurde, denn „anstatt von Belastungsfaktoren und Problemen zu sprechen, wurde so der Fokus auf bereichernde und unmittelbar anwendbare Glückszutaten gelenkt“.
In einem anderen Workshop stand das Thema „Prüfungsangst“ im Zentrum. In einer kollegialen Fallberatung entwickelten die Lehrkräfte gemeinsam Strategien im Umgang mit belasteten Schülerinnen und Schülern. Eine Mitarbeiterin der Beratungsstelle begleitete das Gespräch moderierend, sodass ein lebendiger Austausch entstand.
Das Fazit fiel einhellig aus: Der pädagogische Tag bot nicht nur wertvolle Einblicke in ein zentrales Thema des schulischen Alltags, sondern überzeugte auch durch seine praxisnahe und abwechslungsreiche Gestaltung. Ein besonderer Dank gilt der schulpsychologischen Beratungsstelle des Kreises Steinfurt für die professionelle Durchführung und Unterstützung.
