Das Emsland-Gymnasium hat, da es im Schatten des Waldhügels liegt, eine durchaus bevorzugte Lage. Eben kurz durch die Kleingartenanlage, über die Catenhorner Str. auf den Parkplatz, durch das kleine Drehtor und schon ist man drin.

Der Leistungskurs Deutsch Q2 2014/2015 hat sich intensiver mit Gedichten und Texten aus der Zeit der Romantik beschäftigt. An einem Morgen Anfang November haben wir die Schulbänke mit einem Besuch des Waldhügels getauscht, um mit allen Sinnen den Herbst einzufangen. Aus diesen Sinneseindrücken heraus ließen sich die Schülerinnen und Schüler zu romantischen Texten inspirieren. Einzige Bedingung war: Sie sollten sich der romantischen Bilder, Symbole und Chiffren bedienen. Was uns heute dank wässriger Schlagermusik und vordergründiger Unterhaltungs- und Vergnügungskultur irgendwie kitschig vorkommt, war zur Zeit der Romantik ein durchaus ernstgemeinter Versuch, sich mittels Sprachkunst aus der klebrigen Banalität des zunehmend unbegreifbarer werdenden Alltags zu flüchten und sich dem Eigentlichen, Wunderbaren, Schöpferischen, Göttlichen anzunähern.

Die Jahreszeit „Herbst“ ist ja für sich schon symbolisch vielseitig aufgeladen. Und wo könnten wir das „Eigentliche“, „Wunderbare“ und „Göttliche“ besser finden als in der Landschaft, die durch sorgsame Hege zu einer natürlichen Enklave innerhalb fortschreitender Zersiedlung und Verstädterung hat gedeihen können?

Nehmen Sie unsere kleine Textsammlung als ein Dankeschön dafür, dass wir so unvermittelt aus der Schule in ein solch außergewöhnliches Gelände wechseln können.

Vielleicht können die Texte Sie inspirieren, den Waldhügel einmal aus einer anderen Perspektive zu sehen, vielleicht werden Sie zu einem Spaziergang nach Herbstgedichten motiviert oder verfassen selber welche.

[Auszug aus dem Anschreiben an den Waldhügelverein von dem Kurslehrer Stefan Dehn]

Der Blick von oben
verleiht mir das Gefühl von Freiheit
meine Sorgen sind aufgeschoben
und der Gesang der Vögel verleiht mir Klarheit.

Ich spüre den Sonnenschein
sehne mich nach dir,
trotzdem bin ich allein
und du bist nicht hier.

Erinnerst du dich?
An dich und mich?
Ich erinnere mich nur zu gut
Dies gibt mir Kraft und Mut

Vor dem Kamin saßen wir
Und draußen war es gefühlt Minus Vier
Vor dem Fenster saß die Nachtigall
Und sang unser Lied mit süßem Schall

Der heiße Kakao voller Geschmack
Erdnüsse in einem prallem Sack
der Herbst steht vor der Tür
Ich habe es im Gespür

Egal bei welchem Wetter
Ich sehe all die bunten Blätter
siehst du sie auch?
Es war doch ein Familienbrauch

 

Herbst

Der Schrei eines Bussardes
ließ mich erwachen,
entlang des Pfades
wollt‘ ich mich befassen
mit Dir.

Rote und blaue Beeren,
gelbe Blumen
im nassen Gras,
wollten wohl ehren
das klare Wasser,
das ihnen den Ursprung gab.

Ein einzelner Baum
stand im kalten Wind,
die Felswand so starr,
das Reh so geschwind,
und Du warst nicht da;

An den Klippen
ein Herz aus Grün,
so sah ich es
im Mondlicht,
es wollte wohl blüh’n,
doch es konnte nicht;

So sitz‘ ich hier allein,
wie der Baum,
wie das Reh,
ach, verdeckten die grauen Wolken
doch nicht den Himmel,
sodass ich seh‘
den Mond im Einklang
mit dem Wasser,
und doch so weit entfernt;

Ach, wenn ich doch nur könnte,
so wie das Reh geschwind,
laufen weit
in die Wälder hinein,
wo die Bäume noch
beisammen seien,
und nicht wie ich,
so kalt und allein.

Und wenn der Morgen kommt,
so will ich es versuchen,
die Sonne als Begleiter,
vielleicht als Vöglein dich zu besuchen.

Dialog

Freiheit in der Luft
Ich kann dich nicht sehen,
Will ohne dich nicht gehen,
Dein wunderbarer Duft.

Schließ deine Augen,
mach sie zu
Und fang zu träumen an,
Die Natur hält dich in ihrem Bann,
In deinem Kopf bin ich im Nu.

Von dir zu träumen fällt nicht schwer,
Doch ich vermiss‘ dich immer mehr.
Die Entfernung erfüllt mich mit Schmerz
Und bohrt sich in mein Herz.

 

In der Dämmerung, so ging ich zu dir
Frisch vom Lande in Nebel umhüllt
So nah und doch so fern bist du mir
Die Stille um das Rascheln, die Sehnsucht erfüllt

Schritt für Schritt in dem tiefsten Laub versunken
Die Stille, kühler Atem, Gedanken freien Lauf
Feuchttrockener Boden, ach so gerne wäre ich ertrunken
Kälte nehme ich für dich in Kauf

Düster erfroren das Herz,
Zweisamkeit in der Ferne.

lieber herbst
nun ist es soweit!
du zeigst dich heut
von deiner vielfältigsten seit‘

die blätter die fallen
sachte hinab
der wind weht kräftiger
der regen fällt heftiger
sie fegen mit schnellem gang
das laub vom hang

die letzten sonnenstrahlen
durchdringen das nebelmeer
die tage werden grauer
der sommer macht kehr

“Hügellandschaft“
Ausblick auf die Stadt, in die Ferne
Versunken in der Herzensangelegenheit

Ich wach auf und es ist dunkel
Halt, was spür ich für einen Schmerz?
Denk an dich, an die Augen wie sie funkeln
Schnell ich merk: es ist mein Herz
Bedeutungslos

Die Mauer in mir dieser Wall
Möcht fort von hier
fliegen wie die Nachtigall.
Doch immer diese Mauer, sie bleibt in mir.
Kann nicht fliehen.
Bedeutungslos

Ich breche aus.
Wandere über diesen Hügel
Bedeutungslos?
Doch sitze oben auf.
Wie gern besäß ich solche Flügel.

Weiter geht die Wanderschaft
Mein Herz, es brannte.
Die Liebe gibt mir Kraft
Das Unentdeckte ich bereits kannte.

Angekommen auf dem Hügel meiner Wahl
Ich kann sie sehen.
Hier endet meine Qual.
Nie mehr brauch ich weiter gehen.

Die Hügellandschaft beendet sie,
die Schattenwelt.

Raus aus der Stadt, endlich wieder frische Luft,
kein grauer Duft der Häuser, das klare Wasser
so klar wie der Atem, der in der Umgebung gefriert.

Nah an der Stadt, doch meilenweit entfernt
sieht man doch wieder Kirchturmspitzen
die aus dem Baumwipfeln ragen wie kleine Lichter

daran erinnernd wie nah man doch

Wo weit entfernt

Wo weit entfernt ein Gott
Seine Göttin wecken wird
Unter zartem Morgenschleier
Ruht klein und still die Stadt

Letzte rote Beeren warten auf Vögel
Noch schweigen sie
Wie auch der Wind
Eine müde Sonne färbt die Blätter ein

Sie schweben bunt gestreut von Elfenhand
Wollen eins werden mit allem
Verschmelzen mit dem Land
Wieder werden was sie waren

Im Ende
Der Beginn
Es wird kalt
Wo will ich hin

Still?
Still stehen die Ziegen am Ufer vom See.
Der Blick auf die Vöglein, der weckt mein Fernweh.

Still regt sich das Wasser, vom Winde verweht.
Erstaunlich, wie schnell diese Zeit doch vergeht.

Still küssen sich Sonne und Erde ganz zart.
Mir lächelt entgegen des Himmels rot´ Bart.

Still denk´ ich an dich
Und erinnere mich,
wie wir einst hier gesessen
und ganz plötzlich vergessen
wie vergänglich wir sind.
Wir schauten so blind
Richtung Zukunft…

Waldhügel
Im Walde stehe ich
und ich erblicke dich,
ein Vöglein fliegt vorbei,
ich wär so gern so frei.
Die Sonne ist erwacht,
sie berührt mich ganz sacht,
das Wasser klitzert fein,
was ein schöner Schein.

Die Kälte spüre ich,
doch trotzdem stört es nicht,
denn du bist so prächtig
und gleichzeitig so mächtig.
Natur,du zeigst mir die Ferne,
ich mag die wirklich gerne.

Die Blätter fallen,
man hört kein Schallen.
Der Herbst ist da,
doch der Himmel ist so klar.
Ja das ist wirklich wahr,
der Herbst ist da.

Ziel?

Mir ist so kalt
hier im Wald,
doch in der Ferne
seh ich Wärme.

Ein Blatt
macht mich nicht satt
und viele Äste
bilden keine Weste.

Auch die Stadt
ist nicht glatt,
macht sie mich satt?

Ihr Schein ist rein
aber man is(s)t allein.
Sie ist nicht mein Heim!

Der Weg ist so weit
ich habe aber Zeit
denn ich will zum Kleid.

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