Wer kennt ihn nicht – Winnetou, den Häuptling der Apachen? Winnetou ist eine der bekanntesten literarischen Figuren überhaupt, ein Klassiker, bekannt vor allem aus den berühmten Filmen mit Pierre Brice in der Hauptrolle und von den Freilichtdarbietungen in Elspe und Bad Segeberg. Doch wer hat tatsächlich schon ein Karl-May-Buch in Händen gehalten oder gar gelesen? In der Jahrgangsstufe 8 des Emsland-Gymnasiums war es eine einzige Schülerin, die auf diese Frage hin den Finger hob. Und das ist typisch, sollte aber nicht so einfach hingenommen werden. Denn die Botschaft Karl Mays hat nichts von ihrer Aktualität eingebüßt. Jean-Marc Birkholz – der Winnetou der Elsper Karl-May-Festspiele – formuliert diese so: „Ein Glück kann nur im Guten entstehen und es ist nie aussichtslos, für das Gute zu kämpfen. Kein Widerstand kann so groß sein, dass sich dieser Kampf nicht lohnt. Es muss nicht immer mit Gewalt sein.“

Und deshalb hat Ute Dölemeyer, Lehrerin und Mediotheksleiterin am Emsland-Gymnasium, mit finanzieller Unterstützung des hauseigenen Fördervereins eine Karl-May-Offensive gestartet und niemand geringeren als eben Jean-Marc Birkholz – also den Winnetou höchstpersönlich – als Zugpferd angespannt.

Mit seiner kurzweiligen, abwechslungsreichen, spannenden und zugleich humorvollen Winnetou-Lesung zog er das Publikum in seinen Bann. Im voll besetzten Forum herrschte achtzig Minuten lang absolute Ruhe und Aufmerksamkeit; nichts lenkte von diesem Hörgenuss ab. Denn Birkholz verstand es meisterhaft, den verschiedenen Rollen Leben einzuhauchen. Ausdrucksstark und äußerst variabel spielte er mit verschiedenen Stimmlagen, was so manchem Zuhörer ein bewundernd-verzücktes Lächeln entlockte. Untermalt wurde sein Lesebeitrag von passenden Szenenfotos der Elsper Inszenierung, wodurch die Geschichte um Winnetou noch plastischer wurde.

Obwohl Birkholz äußerst konzentriert in die Geschichte eintauchte, hatte er ein sehr feines Gespür für die Befindlichkeit seines jungen Publikums. Stets im rechten Augenblick sorgte er für kurze „Hörpausen“, in denen er aus dem Nähkästchen eines Schauspielers plauderte und mit Hilfe von einzelnen Schülern Tricks aus der Arbeit eines Stuntmans erklärte und vorführte – sehr zum Vergnügen aller Anwesenden aber auch Beteiligten.

Sein Engagement hat sich gelohnt. Mit begeistertem Applaus bedankten sich die Jugendlichen bei Jean-Marc Birkholz und standen hinterher geduldig an, um ein Autogramm von ihm zu ergattern. Und wer weiß: Vielleicht verspürt jetzt ja doch der ein oder andere Schüler Lust, ein Karl-May-Buch zu lesen? Die Mediothek des Emsland-Gymnasiums ist auf alle Fälle gerüstet. Karl-May-Titel in lesefreundlicher Überarbeitung sind ganz frisch eingetroffen. Viel Spaß bei der Lektüre!