Mit dem sympathischen Motto „Abinauten – keine Überflieger – trotzdem abgehoben!“ verabschiedete sich die Abiturientia 2018 des Emsland-Gymnasiums in einer emotionalen Entlassungsfeier. Rhea Brüggemann und Julian Schmidt sprachen stellvertretend für die Absolventen und übertrugen ihre Freude über das bestandene Abitur: „Das Ticket für die Zukunft ist gelöst und nun sind alle bereit zum Abheben“. Insgesamt 84 Abiturientinnen und Abiturienten erhielten ihre Reifezeugnisse innerhalb der Feierstunde in der Stadthalle aus der Hand der Schulleiterin Katharina Straßburg-Mulder.

Bereits im ökumenischen Gottesdienst in der Dionysiuskirche war die symbolisch gewählte Rakete neben dem Altar allgegenwärtig und zum Einstieg bereit. „Ihr habt auch allen Grund abzuheben und im siebten Himmel zu schweben“, betonte Pastoralreferent Matthias Werth die feierliche Gefühlslage der Abiturienten. Das Mutterschiff Emsland-Gymnasium verlasse man nun mit einer guten Ausbildung in Richtung neuer Horizonte, um den individuellen Stern zum Leuchten zu bringen und sein Glück sinnbildlich zu erfahren. Ein Fünkchen Unsicherheit bezüglich der ungewissen Zukunft und drohender schwarzer Löcher im weiten Kosmos war in den Momenten der Stille gegenwärtig. Mit Liedzeilen wie „Die Welt ist klein und wir sind groß!“ und dem Lied „Love my life“ machte der Abiturchor, welcher von Ute Dölemeyer geleitet wurde, mit seinen gekonnt und gefühlvoll vorgetragenen Stücken wiederum Mut. Dass Abschied in einem solch schönen Moment auch schmerzt, transportierte der Chor mit dem Lied „Zeit zu gehen“ von Unheilig und traf damit unmittelbar ins Herz der Zuhörer. Passend zum Motto und zum modernen und würdigen Gottesdienst wurde die Gemeinde mit den Worten „Hebet ab in Frieden!“ verabschiedet.
Parallel zum letzten Gruppenspiel der deutschen Nationalelf wurde die Entlassfeier in der Stadthalle „angepfiffen“, jedoch mit einem deutlich positiveren Ende. In seiner kurzweiligen und unterhaltsamen Rede für die Abiturienten konnte sich der Bürgermeister der Stadt Rheine, Dr. Peter Lüttmann, Anspielungen auf den Fußball nicht verkneifen. Selbst habe er vor 30 Jahren während der Europameisterschaft sein Abiturzeugnis erhalten. Damals scheiterte die Nationalelf im Halbfinale gegen den späteren Titelgewinner Niederlande. Ob die Betonung des Scheiterns schon eine vage Vorahnung auf den Ausgang des Spiels gegen Südkorea war, muss unbeantwortet bleiben. Mit Parallelen zu weiteren sportlichen Ereignissen verknüpfte Peter Lüttmann seine Wünsche an die Feiernden, welche positiv und optimistisch in die Welt gehen sollten, um unvergessliche Momente zu genießen, Schwierigkeiten standhaft entgegenzutreten, Fehlern mit einer Prise Humor zu begegnen und mit der Zeit kostbar umzugehen. Die persönliche Verbundenheit zum Gymnasium und zu den Abiturienten drückte der Bürgermeister mit den Worten „Einmal Emsland – immer Emsland! Ich bin stolz auf euch!“ aus.

Mit einem ebenfalls stolzen Rückblick auf die Entwicklung von „Minis“ zu erwachsenen Menschen betonte der Elternvertreter Andreas Focks, dass die Erlangung der Hochschulreife alles andere als selbstverständlich sei. Das Motto mit seinem Hauch Selbstironie demonstriere sympathisch eine richtige Lebenseinstellung. In einer Welt, geprägt von starkem Wettbewerbscharakter, solle vielmehr die Menschlichkeit im Vordergrund stehen. „Die Welt braucht Menschen, keine Maschinen! Die Welt braucht euch!“ Diese Menschlichkeit sollten sich die Abiturienten in einer turbulenten Zeit von kindischen Präsidenten, einer Welt zwischen Wohlstandsgesellschaft und Flüchtlingstragödie bewahren und die Augen vor den Missständen nicht verschließen. Ab und an sei es jedoch auch bitter nötig, mal einfach abzuheben, die Welt hinter sich zu lassen und den Moment zu genießen.

Ein wahrer Genuss war es, den Stücken „Change your mind“ und „Photograph“ der LaFi-Band (Kathrin Ibrahim und Nico Schubert) mit der Unterstützung von Colin Kalder und der Musiklehrerin Mareike Demand zu lauschen.
Musikalisch überraschte auch Barbara Rodeck als Vertreterin des Clubs der Ehemaligen ihre Zuhörer, indem sie ihre amüsante Rede mit dem Lied ihrer Abiturientia 1984 krönte: „Ein Abiturient geht durch die Welt und macht, was ihm gefällt!“ Wohl dem Zeitgeist geschuldet bemerkt sie, dass den heutigen Absolventen laut ihrem Motto die Welt gar nicht mehr reiche. Sie würden anscheinend? größer denken, sollten aber auf dem weiteren Lebensweg den wissenschaftlich erwiesenen Nutzen von Pausen berücksichtigen, sich aber nicht verrückt machen, da es viele Rezepte für ein genussvolles Leben gebe. „Schaut einmal in die Gesichter links und rechts von euch. Das ist es, worauf es ankommt. Die Schulzeit schweißt zusammen. Der heutige Tag ist gleichzeitig eine feierliche Entlassung und Startpunkt für viele weitere Feiern.“ Für die Zukunft wünschte sie, ganz ohne Gesang, Erfolg, Gelassenheit und Spaß, den Barbara Rodeck dem Publikum merklich verschaffte.
Julie Arndt gratulierte als Schülersprecherin im Namen der gesamten Schülerschaft und hob die Vielseitigkeit der Jahrgangsstufe hervor, welche das Schulleben nachhaltig geprägt habe. Neben kulturellen Glanzpunkten, wie der LaFi-Aufführung von Shakespeares „Sommernachtstraum“, habe man auch sportliche Höhepunkte feiern können. All diese Momente blieben in Erinnerung, hinterließen Spuren und sollten nicht vergessen werden. „Nun werdet ihr in eine große Welt entlassen, welche euch offensteht! Gestaltet sie, wie ihr das wollt! Wir sind stolz auf euch alle!“

Das Musikstück „Laras Melodie“, bekannt aus dem Spielfilm „Jenseits der Stille“ und gekonnt vorgetragen von Antonia Karpa am Klavier und Emma Thesing mit der Klarinette, entführte die Gedanken der Abinauten in weite Sphären und unterstrich den feierlichen Charakter der Entlassung.

Die Schulleiterin Katharina Straßburg-Mulder ließ die Zuhörerschaft in sehr persönlichen Worten an ihren Gedanken teilhaben. Ihre eigenen Gedanken seien durch den der Schulgemeinde bekannten Schicksalsschlag auf die Vergangenheit gerichtet und das habe Auswirkungen auf ihre Kreativität. Emotional vor Augen geführt wurde allen Anwesenden, worauf es im Leben wirklich ankommt: die Familie und Freunde. So übernahm die Tochter der Schulleiterin, Nele Vulcano, die Ansprache. Es dauerte nur wenige Augenblicke und die Nähe und die Gemeinsamkeit zwischen der Rednerin und den Absolventen wurde deutlich. Mit einem Rückblick auf ihr eigenes Abitur bat Nele Vulcano die Jahrgangsstufe darum, die Vorstellung einzunehmen, ein späteres Ich spräche aus der Zukunft zu ihnen. Durch Einblicke in die eigene Biografie wurde deutlich, dass viele Wege zum individuellen Glücken führen können, kein Weg der falsche ist, da die Empfindung den Menschen leitet. Die Abiturienten sollten auf ihr Herz hören, das Glück spüren, Menschen daran teilhaben lassen und den Weg mit viel Liebe, Spaß und Überzeugung gehen. Auf diesem Weg immer an der Seite seien die Familie und Freunde. Das abgespielte Rap-Video von Florian, dem Sohn der Schulleitung, unterstrich die Bedeutung von Freundschaft und endete mit den Worten: „Gute Freunde werden bleiben – sind jederzeit erreichbar!“

Die emotionale Entlassung fand mit dem Gesangsduo Nele Freese und Gina Ossege, welche das Lied „Halleluja“ sangen, und dem Projektchor der Jahrgangsstufe 5 und 6 unter der Leitung von Mareike Demand mit dem Lied „Wunderfinder“ seinen feierlichen Abschluss. Zwei kleine Solisten fassten die Botschaft und die Wünsche der Kleinen an die Großen treffend zusammen: „Auf dass wir jeden Tag ein Wunder finden!“
Alexander Gerst sagte bei einer Pressekonferenz im Mai 2018 zu seinen Erwartungen an die großen Herausforderungen der bevorstehenden Raumfahrt: „Wenn ich es hinbekomme, dass wir unser Programm durchführen und als Freunde zurückkommen, dann ist das für mich eine großartige Mission geworden.“

Das Emsland-Gymnasium wünscht den Abiturienten bei ihrer Mission einen guten Flug, eine sichere Landung und viele individuelle Glücksmomente mit der Familie und Freunden.

Information:

Besonders geehrt wurden Anne Berndsen und Anna Lübbers vom Verein Deutscher Sprache, Ernesto Thimm und Julian Schmidt von der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, Julian Schmidt von der Deutschen Mathematiker-Vereinigung, Lena Isfort von der Gesellschaft deutscher Chemiker und Katja Lequen von der Deutschen Gesellschaft für Philosophie. Zudem erhalten alle Abiturienten mit einem Abi-Schnitt von 1,5 oder besser ein Online-Stipendium von e-fellows.net, das sind: Kathrin Boolke, Marica Mrozek, Katharina Reuss, Anna Höfker, Lena Isfort, Anna Lübbers, Annika Ossege und Florian Prus.
Kathrin Boolke erhält den Josef-Winckler-Preis 2018 mit einem Abiturschnitt von 1,1.