„Liebevoll. Mütterlich. Ein Vorbild für uns.“ So wird Angelika Wennemer-Heitjan zusammenfassend von ihren Schülerinnen und Schülern beschrieben. Die Liste der positiven Zuschreibungen ist lang. Sie ist zu lang, um sie zu zitieren. Sie deutet jedoch an, welch eine Persönlichkeit das Emsland-Gymnasium aufgrund ihrer wohlverdienten Pensionierung zum Ende des Schuljahres verlassen wird. Tiefe Spuren hat die leidenschaftliche Lehrerin hinterlassen.

Wer ihre Biographie liest, stößt auf eine ganze Reihe magischer Zahlen und die im Volksmund bekannten und dem Anlass entsprechenden feierlichen Schnapszahlen. Der Kreis des Berufslebens schließt sich am Emsland im Jahr 2018, denn vor 44 Jahren, im Jahr 1974, hat Angelika Wennemer-Heitjan dort bereits ihr Abitur absolviert. Die folgenden sieben Jahre verbrachte sie zunächst im Rheinland an der Universität Bonn mit dem Studium der Fächer Geographie und Ökotrophologie. Wer ihre lebensfrohe Art kennengelernt hat, kann sich gut vorstellen, dass sie auch im Referendariat in Köln mit den Rheinländern bestens harmonierte. Vor 33 Jahren, im Jahr 1985, führte der Weg zurück in die Nähe des heimischen Gefildes an das Käthe-Kollwitz-Gymnasium nach Osnabrück, an dem sie die Fächer Erdkunde und Ernährungslehre prägte. Nach der Auflösung des Gymnasiums führte Angelika Wennemer-Heitjan am Graf-Stauffenberg-Gymnasium in Osnabrück 1988 das bis dato dort noch nicht existierende Fach Ernährungslehre ein. Vor neun Jahren führte dann der Weg zurück an ihre ehemalige Schule an das Emsland-Gymnasium.

33 Jahre lang unterrichtete sie mit Leib und Seele. 33 Jahre war sie in verschiedenen Funktionen am Abitur beteiligt und führte mit viel Fachwissen, Schüler bezeichnen sie sogar als weise und allwissend, Grund- wie auch Leistungskurse erfolgreich zum Abitur. Modern und humorvoll sei ihr Unterricht, zielstrebig ihr Vorgehen und dennoch entspannt die Atmosphäre in den Kursen, welche gerüchteweise durch den einen oder anderen Kuchen aufgewertet wurde. Fachfremd unterrichtete sie über ihre Kernfächer hinaus Politik und Chemie. Was sie an dem Beruf so schätzt? „Nie war es langweilig. Jeder Tag war anders. Ich habe so viele positive Erfahrungen gemacht mit all den jungen Menschen. Natürlich kostete es Kraft, sich immer wieder auf neue Kinder und Jugendliche einzustellen, doch bekommt man sehr viel zurück.“

Ihr Engagement ging weit über den Unterricht hinaus. Neben ihrer Tätigkeit als Lehrerin studierte sie in Osnabrück Biologie, um sich in dem Fachbereich fortzubilden, und saß dabei neben ehemaligen Schülerinnen und Schülern, welche sich, wen wundert es, über das Wiedersehen sehr freuten.

Als Älteste von vier Töchtern wuchs sie auf einem Bauernhof in Spelle-Venhaus auf.  Wahrscheinlich prägte dieser Umstand bereits ihr herausragendes Empathievermögen und ihre mütterliche Art. Die Vermittlung von Einfühlungsvermögen und Verantwortungsbereitschaft war Angelika Wennemer-Heitjan in ihrer Tätigkeit an der Schule wichtig. Nach einer zweijährigen Ausbildung als Mediatorin führte sie am Emsland das Paten- und Streitschlichterkonzept ein. Dieses sieht vor, dass ältere Schüler nach einem Jahr Ausbildung Verantwortung übernehmen für die jüngeren Schüler in der fünften Klasse, indem sie eine Konflikt- und Streitkultur etablieren und als Mediatoren jederzeit bei Streit und Mobbing zur Verfügung stehen. Selber war sie auch für die Schüler ihrer Schule wie auch für Kolleginnen und Kollegen jederzeit bereit, selbst als Ansprechpartnerin bei Problemen zu agieren. Das Wohlbefinden der Schüler, mit denen sie gearbeitet hat, lag ihr sehr am Herzen und so erklärt sich auch ihr einzigartiges Engagement im Bereich der Ernährungslehre. Der Ernährungsführerschein, welcher bei den Fünftklässlern das Bewusstsein für eine gesunde Ernährung fördert, wird garantiert eine von ihr geschaffene Tradition am Emsland bleiben.

Der Mensch stand für sie immer im Vordergrund und wird es auch bei zukünftigen ehrenamtlichen Tätigkeiten im sozialen Bereich nach ihrer Pensionierung bleiben.  Die Oberstudienrätin, befördert für ihr Engagement im sozialen Lernen, wird den Umgang mit jungen Menschen vermissen. „Die Schüler bleiben in Erinnerung. Alle! Aber ich denke, es reicht jetzt. Der Kopf sagt ja zur Pensionierung, der Bauch allerdings noch nein!“ Sie sei zwar nicht eine „Reisetante“, aber es ziehe sie ans Meer, auf eine der Nordseeinseln, um dort zu entspannen und selber Mensch zu sein. Das hat sie verdient.

„Engagiert. Hilfsbereit. Herzlich. Eine großartige Persönlichkeit.“ So wird Angelika Wennemer-Heitjan zusammenfassend von ihren Kolleginnen und Kollegen beschrieben. Eine Lehrerin und Kollegin mit hohem Einfühlungsvermögen, großem Engagement und viel Herz wird dem Emsland-Gymnasium sehr fehlen. Ihre gelebte Menschlichkeit hat Spuren hinterlassen und einen Weg geebnet, der weitergegangen werden soll und wird. Die gesamte Schulgemeinde wünscht von Herzen alles Gute für den verdienten Ruhestand.