Alles sei eine Frage des Geschmacks – das hört man in diversen Verkostungen und Kochsendungen. Und dennoch kann der Geschmack täuschen, denn Menschen haben durchaus unterschiedliche Geschmacksrezeptoren. Wissen Sie beispielsweise, ob Sie den Bitterstoff Phenylthiocarbamid (PTC) schmecken können oder Sie „geschmacksblind“ für PTC sind? Der Biologie-Leistungskurs des Emsland-Gymnasiums wollte es genauer wissen und besuchte das Schülerlabor EXPLAIN-OS der Universität Osnabrück für einen Test am eigenen Leib.

Während eines vierstündigen molekulargenetischen Kurses wollten die 22 Schülerinnen und Schüler mit ihrem Lehrer Dennis Bein herausfinden, welche Schüler zu den „Schmeckern“ und welche zu den „Nicht-Schmeckern“ von PTC zählen und auf welche genetischen Unterschiede das unterschiedliche Schmecken zurückgeführt werden kann. „Statistisch gesehen müssten sechs von Ihnen „geschmacksblind“ für PTC sein“, erklärte Dr. Kurt Jahreis, Privatdozent für Genetik der Uni Osnabrück.

Zu Beginn des Kurses testeten die Jugendlichen jeweils eine winzige Menge PTC. Schnell stellte sich heraus, dass zwei Schülerinnen PTC als sehr bitter empfanden und den Teststreifen keine Sekunde im Mund behalten konnten. Während vierzehn Schüler einen leicht bitteren Geschmack feststellten, wunderten sich sechs weitere, dass sie exakt gar nichts schmeckten.

Im weiteren Verlauf des Kurses lernten die Schüler des LKs das Unterrichtsfach Biologie als eine moderne und experimentell anspruchsvolle Naturwissenschaft kennen: Zuerst wurden im Kurs zehn DNA-Proben entnommen. Genau wie im Fernsehkrimi wurden Mundschleimhautzellen mit einem Wattestäbchen abgeschabt. Die entnommenen Zellen wurden zerstört und die DNA aus ihnen gewonnen. Damit der DNA-Abschnitt mit den Informationen für den Geschmacksrezeptor analysiert werden konnte, wurde die DNA im Anschluss durch Polymerasekettenreaktion vervielfältigt, anschließend mit Hilfe von speziellen Enzymen in kleine Stücke geschnitten, die sich bei „Schmeckern“ und Nicht-Schmeckern“ von PTC in ihrer Länge unterschieden und schließlich nach ihrer Länge mittels Gelelektrophorese aufgetrennt. Auf einem Agrose-Gel wurden dann spezielle Banden sichtbar, die verrieten ob die Spenderin oder der Spender genetisch zu den „Schmeckern“ oder „Nicht-Schmeckern“ zählt.

Anfangs noch sagte Herr Jahreis: „Sagen Sie die Wahrheit, ob Sie PTC schmecken oder nicht. Wir finden es ohnehin heraus!“ Jetzt konnten Schüler mit eigenen Augen sehen, dass er Recht behalten sollte: Von zehn getesteten Schülerinnen konnten vier als „Schmecker“ und sechs als „Nicht-Schmecker“ identifiziert werden.

Für die Schüler war es insgesamt ein spannender und lehrreicher Vormittag im Schülerlabor – ganz ohne bitteren Beigeschmack.