Wie kommt denn so ein Satz bitte schön zustande?

Ganz einfach – am Emsland-Gymnasium fand am 2. Mai 2019 der 1. Rollstuhlsporttag für die Jahrgangsstufe 8 sowie den Sport Leistungskurs statt.
Ziel dieser Aktion, die großartigerweise vom Förderverein finanziert und vom Behinderten- und Rehabilitationssportverband NRW durchgeführt wurde, war es, den Schülerinnen und Schülern im Sinne des Inklusionsgedankens, Sportarten aus „einer anderen (Lebens-)Kultur“ näher zu bringen.

Dafür machte sich Axel Görgens am frühen Dienstagmorgen aus Ratingen auf den Weg in das wunderschöne Rheine. Um 7.45 Uhr standen 15 Sportrollstühle plus ein schuleigenes „Krankenfahrzeug“ (= Alltagsrollstuhl) in der Turnhalle bereit und warteten sehnlichst darauf, bewegt zu werden.

Dies ließ nicht lange auf sich warten: Jede 8. Klasse hatte für eine Doppelstunde die Gelegenheit, den Rollstuhl sowohl als Sportgerät als auch als Hilfsmittel kennenzulernen und auszuprobieren.
Egal, welche der 8. Klassen an der Reihe war: Die Rollstühle waren in Bewegung, sobald die ersten Schülerinnen und Schüler die Turnhalle betreten hatten. Berührungsängste waren für die allermeisten ein Fremdwort. Und genau das fiel Axel Görgens besonders positiv auf.

Zu Beginn gab es eine kurze Einführung in die richtige Anschiebetechnik und los ging es. Die ersten Anschübe wurden noch vorsichtig angesetzt, aber schon nach kurzer Zeit konnten die Fahrenden die richtige Technik mit langer Anschubphase nutzen und dem Gefährt ein ordentliches Tempo abverlangen.
„Wer schnell fährt, muss aber auch gut bremsen können“, so Axel Görgens. Auch hier gab es ja sich eine kurze Erläuterung, wie Oberkörper, Arme und Hände optimal zusammenarbeiten.

Weitere Techniken, die für die Rollstuhlbeherrschung essentiell sind, erklärte und demonstrierte er in eindrucksvoller Weise. Die Rollifahrenden machten sie in ebenso eindrucksvoller Weise nach. Und das gelang … FAST immer… Schwer wurde es beim Rückwärtsfahren, als Axel seine „fiese Seite“ zeigte: Die Schülerinnen und Schüler fuhren ein Rückwärtsrennen gegeneinander – und das obwohl er hinterher sagte: „Rollstühle sind nicht zum Rückwärtsfahren gemacht – aber rangieren ist ebenso wichtig, deshalb muss man das auch üben“. Mit diesen Worten demonstrierte er die „Magische Drehung“, bei der sich der Rolli aus dem Rückwärtsfahren ohne weiteres Zutun des Fahrenden einmal um die eigene Achse dreht, um schließlich in einer Vorwärtsfahrt zu enden. Die Umstehenden zeigten sich tief beeindruckt und gleichzeitig überrascht. Natürlich wollten auch das alle einmal ausprobieren – und die „Magische Drehungen“ machten die Turnhalle zu einer kleinen, anmutigen Tanzarena.

Nachdem die Techniken einigermaßen beherrscht wurden, waren kleine Spiele an der Reihe. Es gab z.B. die „Moorhuhnjagd“, bei der zunächst Moorhühner und Jäger eine kleine Qualifikationsübung durchlaufen mussten (Moorhuhnschrei bzw. Jagdhorn imitieren). Ein weitere Spielform stellte das Schattenfangen dar, bei dem je ein Jäger versuchen musste, so nah wie möglich hinter dem Gejagten herzufahren trotz gewiefter Haken und Drehungen. Dass man beide Spiele ohne das klassische „Abschlagen“, sondern stattdessen mit „Einkreisen“ oder „Überholen“ spielte, leuchtete allen Anwesenden ein, als im gemeinsamen Nachdenken geklärt wurde, dass ein ungewollter Griff am Rücken des Rollstuhls einen Sturz nach sich ziehen könnte.

Zum Abschluss der jeweiligen Doppelstunde erläuterte der Referent kurz die wichtigsten Regeln und Tricks des Rollstuhlbasketballs. Danach spielten die Schülerinnen und Schüler heiß umkämpfte Matches. Schnell wurde klar, dass ein Korberfolg aus dem Sitzen nicht so leicht gelingen würde. Auch das Passspiel schien schwieriger zu sein als sonst. Doch konnte man als Außenstehender wunderbar beobachten, wie die Taktik im Laufe des Spiels immer effektiver angepasst wurde. Kurze Pässe, schnelle Pässe, Freifahren und geduldiges Heranfahren an den Korb vor dem Korbversuch waren nur einige der deutlichen Lernerfolge.
Auf diese Weise gelang es jeder Klasse, in ca. 10 Minuten Spielzeit wenigstens zwei Korberfolge zu feiern.
Selbst am Ende der Stunde wollten einige noch nicht aufhören. So konnte trotz der „wohlverdieten großen Pause“, in der normalerweise absolute Ruhe in der Turnhalle herrscht, reges Rollstuhlsport-Treiben beobachtet werden: Techniken, Magische Drehungen, Tricks mit und ohne Ball, alles mögliche wurde nochmal ausprobiert.
Die durchgängige Meinung am Ende der Stunden hieß: „Es hat richtig Spaß gemacht“, „Die Zeit war viel zu schnell um“, „Es war toll, mal einen Einblick in diese Perspektive zu bekommen“. Und von ein paar Schülerinnen und Schülern war eben auch zu hören: „Das war echt cool, ich wünsch mir einen Rolli zu Weihnachten“.

Der Dank der Schule für diesen unvergesslichen Tag geht an:
• den Förderverein für die finanzielle Unterstützung,
• Axel Görgens für die kompetente und unkonventionelle Art der Vermittlung und natürlich
• alle Schülerinnen, Schüler, Kolleginnen und Kollegen, die mit Neugier, Offenheit und Einsatz zu der tollen Durchführung beigetragen haben!