„Was, ist es schon vorbei?! Wir müssen doch noch weitermachen!“ „Das war megageil!“ So und ähnlich lauteten die Reaktionen der Schüler/innen am Ende der 90-minütigen Veranstaltung mit Florian Sußner in der Mediothek des Emsland-Gymnasiums. Was hat die Siebtklässler dermaßen in ihren Bann gezogen? Ein Film, ein Computerspiel? Doch wohl kaum ein Buch!

Oh doch! Es war ein Buch. Aber ein nicht ganz typisches. Florian Sußner las aus seinem Spielbuch „Das Feuer des Mondes“. Das Genre des Spielbuchs war in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts ein echter Renner, wurde dann aber von den Computerspielen verdrängt, deren Vorläufer das Spielbuch ist. Denn das Prinzip ist in beiden Medien dasselbe: Gleichwie in einem Rollenspiel ist der Konsument die Hauptperson des Spiels und muss versuchen, eine Mission zu erfüllen, in deren Verlauf es vielfältige Aufgaben und Prüfungen zu bestehen gilt. Da die Hauptperson verschiedene Wege einschlagen kann und auch zwischen unterschiedlichen Handlungsoptionen ausgewählt werden muss, ist jeder Spieldurchgang anders und einzigartig.

Und so haben auch die drei 7er Klassen, die nacheinander in den Genuss der Lesung kamen, ganz unterschiedliche Abenteuer im mittelalterlichen Fantasiereich „Anmar“ erlebt, wie Mediotheksleiterin Ute Dölemeyer hautnah miterleben konnte. Die Mission bestand darin, das Heiligtum im Dschungel der Fei zu finden, da einem dort gesagt werden konnte, wie man der geheimen Verbrecherorganisation der Karben, die in immer mehr Städten Anmars ihr Unwesen trieb, das Handwerk legen konnte. Außerdem musste man sich selber des schrecklichen Fluchs des Raben, den man gleich zu Beginn des Spielbuchs von den gruseligen Schattendienern auferlegt bekommen hatte, entledigen. Denn dieser Fluch fraß der Menschlichkeit seiner Opfer.

Auf dem Weg durch den Dschungel der Fei lauerten auf die Schüler/innen die unterschiedlichsten Gefahren in Form von z.B. Trollen, Eingeborenen, Kopfgeldjägern und fleischfressenden Pflanzen. Den Kampf gegen diese bösen Mächte konnte man nur gewinnen, wenn man sich beim Würfeln genügend Kampfkraft erwirkt hatte. Reichte die Augenzahl der Würfel nicht für den Sieg, so verlor man nicht nur Lebensenergie, sondern unter Umständen auch Menschlichkeit. Nur gut, dass tief verborgen im Dschungel auch Heilquellen und gute Mächte versteckt waren, die einem neue Energie und manchmal sogar Menschlichkeit verliehen.

Die Schüler/innen waren auf dieser Abenteuerreise ganz in ihrem Element – auch ohne Computermonitor. Da wurde mitunter heftig diskutiert und abgestimmt, was als nächstes zu tun sei, und das Ergebnis der Folgeaktion wurde dann beschimpft oder bejubelt – je nachdem. Außerdem ermahnte man sich gegenseitig zur Ruhe, um ja keinen der nächsten Hinweise zu verpassen. Damit man stets im Blick behielt, wie es um Energie und Menschlichkeit, aber auch um angesammeltes Vermögen und Ausrüstung bestellt war, hatte man vorausschauend Punkteverwalter bestimmt, die eifrig damit beschäftigt waren, die verschiedenen Punktekonten auf dem aktuellen Stand zu halten.

Dermaßen aktiv in das Geschehen involviert, verging für alle die Zeit wie im Fluge und das Erstaunen war groß, als der Gong dem Abenteuer ein abruptes Ende setzte. Und nicht wenige nahmen sich an diesem Vormittag vor, das Abenteuer im Dschungel der Fei noch zu beenden. Denn schließlich verfügt auch die Mediothek des Emsland-Gymnasiums über gleich zwei Exemplare von „Das Feuer des Mondes“.