Wer kennt diesen Namen in unserer Region nicht? Kardinal Clemens von Galen, der „Löwe von Münster“. Schulen sind nach ihm benannt, damit unsere Kinder ihn nicht vergessen. Denn er ist ein Vorbild – bis heute. In Zeiten, als sich niemand gegen die aufstrebende Macht der Nationalsozialisten zur Wehr zu setzen traute, machte er den Mund auf und predigte laut vernehmlich von der Kanzel gegen die Gräueltaten der Nazis, nannte sie ungeschminkt beim Namen. Damit wurde er zu einer Hoffnungsfigur für viele Menschen der damaligen Zeit, und macht uns bis heute Mut, es ihm gleich zu tun: Unrecht benennen und die Würde eines jeden Menschen, egal welcher Religion oder Nationalität zugehörig, egal ob gesund oder krank, arm oder reich, jung oder alt, zu schützen.

Der Auseinandersetzung mit von Galen und seinen Predigten widmet sich auch ein Escape-Room, der jüngst dank des großzügigen Engagements der katholischen Schulseelsorge für vier Tage am Emsland-Gymnasium gastierte. Acht Schülergruppen und auch ein Lehrerteam ließen sich auf das Setting ein, das schnell erzählt ist: Der Gestapo ist zu Ohren gekommen, dass ein gewisser Karl Kortenkamp eine regimefeindliche Predigt von Kardinals heimlich vervielfältigt hat und diese in der Bevölkerung zu verteilen gedenkt. Dafür haben sie ihn verhaftet. Eine treue Gruppe im Untergrund agierender Pfadfinder, deren Gruppenleiter Karl ist, findet sich in seinem Haus ein und muss in seinem Büro diese Kopien finden, bevor es die Gestapo tut. Dieses Unternehmen ist äußerst riskant, da niemand weiß, wann die Gestapo zurückkehren wird, um ihrerseits nach den Kopien zu suchen. Es gilt also, in möglichst kurzer Zeit Karls Hinweise auf das Versteck zu finden und zu entschlüsseln. Denn wer zu langsam ist, läuft Gefahr, von der Gestapo erwischt und ebenfalls verhaftet zu werden. Am Ende der Hinweiskette steht der Schlüssel für den Tresor, in dem sich die verbotenen Flugschriften befinden. Um diese Aufgabe lösen zu können, ist Konzentration, Strategie und v.a. Teamfähigkeit erforderlich. Denn je besser ein Team zusammenarbeitet, desto schneller ist es am Ziel.

Mit dem Auffinden der Flugschriften ist die Aufgabe eigentlich gelöst, doch dem Ersteller des Escape-Rooms, Matthias Hecking, genügt das nicht. Ihm ist es wichtig, dass sich die Besucher seines Escape-Rooms möglichst tief in die bedrohliche Grundsituation der damaligen Zeit hineinversetzen, weshalb im Raum auch die Geräusche vorfahrender Autos, zuschlagender Autotüren und das Klopfen an der Haustür für Unsicherheit und Angstmomente sorgen sollen. Denn entscheidend ist doch diese Frage: Was geschieht mit den Flugblättern, wenn sie gefunden sind? Im Sinne Karls verteilen, um die Wahrheit zu verbreiten, wobei man sich aber selbst in große Gefahr begibt, oder vernichten, um das eigene Leben zu schützen? Diese Frage wurde im Anschluss an die Rätselphase in den Lerngruppen diskutiert, und es wurde allen Anwesenden einmal mehr klar, wie erschreckend aktuell diese Frage um Widerstand oder Ergebung ist. Denn bereits im Schulalltag gilt es doch, sich für die Schwachen einzusetzen anstatt wegzusehen.

Somit gingen alle Teilnehmenden nicht nur zufrieden (wegen der gelösten Rätsel), sondern auch sehr nachdenklich aus dieser Veranstaltung heraus.