„Man kommt nicht als Frau zur Welt, man wird es.“ Mit diesem Satz leitet Simone de Beauvoir den zweiten Teil ihres Werks „Das andere Geschlecht“ ein.
Schüler*innen der Oberstufe des Emsland-Gymnasiums in Rheine verstehen nun besser, was es damit auf sich hat.
Im Philosophischen Café diskutierten sie am Montag, 13.01.2020, unter Anleitung von Philosophie-Referendarin Sarah Krieger und Philosophie-Masterstudent Sebastian Stachorra darüber, welche Rollenbilder die Gesellschaft Kindern von klein auf anerzieht. Insbesondere Mädchen sind unerfüllbaren Idealbildern ausgesetzt: Karriere, Aussehen und die Erwartung, dass sie sich um den Haushalt kümmern. Daran hat sich schon Simone de Beauvoir gestört. Anhand von Textauszügen aus ihrem Werks analysierten die Schüler*innen die Position Beauvoirs, dass Frauen zu Objekten gemacht und nicht als aktive, handelnde Menschen wahrgenommen würden. Die Existentialistin Simone de Beauvoir beschreibt die Situation von Frauen als von Männern gemacht. Die Weiblichkeitsfalle beschränkt Frauen auf passive Rollen. Doch nur wer aktiv handelt, sich selbst Ziele für die Zukunft setzt und immer wieder neu entwirft, ist in ihrer existentialistischen Sicht ein Mensch. Die Situation des Frau-Seins verhindert ihr Mensch-Sein.
Ganz so schlimm wie vor gut 70 Jahren, als Beauvoir ihr Werk veröffentlichte, empfinden die Schüler*innen die Situation von Frauen heute nicht mehr. Dennoch beobachten auch sie, dass die Menschen in ihrer Umgebung jungen Frauen andere Ratschläge geben als den Jungen. „Such dir einen sicheren Job! Das ist wichtig, wenn Du mal Kinder bekommst.“ Und noch immer werden Frauen schlechter bezahlt, kommen nicht so oft in Führungspositionen. In der Diskussion wurde deutlich, dass auch Fernseh-Serien und Filme noch zu oft das Bild der dummen, hübschen Blondine verbreiten.
Fazit nach gut zwei Stunden Philosophischem Café: Die Gleichstellung der Frau, ökonomisch, rechtlich, in der Arbeitswelt sowie in der Bildung ist für die Schüler*innen heute genauso Voraussetzung für ein gutes (Zusammen)leben wie für Beauvoir 1949. Denn noch immer werden Kinder zu Frauen gemacht.