UNESCO-Friedensfotograf Luigi Toscano präsentiert Porträts von Verfolgten des NS-Regimes in Rheine

19 großformatige Porträtfotos von jüdischen KZ-Überlebenden aus aller Welt werden bis zum Ende der Osterferien auf dem Schulhof des Emsland-Gymnasiums Rheine ausgestellt. Eine Einführung in das Konzept der Ausstellung „Gegen das Vergessen“ des UNESCO-Friedensfotografen Luigi Toscano sowie kurze Biografien der Porträtierten ergänzen die Exponate, die nicht in einem Innenraum verschwinden, sondern zum Wahrnehmen einladen und auffordern sollen.

Nach der Eröffnungsfeier am Montagmorgen in Anwesenheit des stellvertretenden Bürgermeisters Fabian Lenz werden nun Schüler:innen der Oberstufe ihre im Workshop mit den Geschichtslehrkräften Burkhard Hegerfeld und Judith Richling gewonnenen Einblicke in das Leiden der damaligen Kinder im KZ und die geschichtlichen Zusammenhänge aus ihren Lebensläufen als peer-guides mit ihren jüngeren Mitschüler:innen teilen.

Am Elternsprechtag am kommenden Freitag werden die Schüler:innen auch Eltern und anderen Interessierten zum Beispiel das Schicksal von Tadeusz Roguski erklären, der mit 15 Jahren beim Aufstand im Warschauer Ghetto festgenommen wurde und unter anderem die Zwangsarbeit bei Mercedes Benz und den Todesmarsch nach Dachau überlebt hat. Auch über das Leben von Charlotte Diesel aus Coesfeld werden sie berichten, die in Auschwitz ihre Eltern verlor und unter dem Namen Amira Gezow in Israel 1945 ein neues Leben begann, das dort am 25. Dezember 2020 leider endete.

Das ist die Quintessenz von zwei der 19 vorgestellten Kindheiten, mit denen sich die Kinder in den nächsten Wochen auseinandersetzen werden. Dabei erschrickt die Tatsache, dass rassistisch motivierte Verbrechen längst nicht Geschichte sind, wie die Verfolgung von Ethnien in China oder Äthiopien, die Zerstörung von Kulturgütern im Irak oder der Ukraine, die Aneignung fremder Gebiete durch Besiedlung in Tibet oder Palästina und eben auch die massenhafte Zerstörung und Vertreibung von Familien in Kriegs- und Krisengebieten zeigen.

Umso bedeutsamer erscheint das Credo der 2019 verstorbenen Deutsch-Amerikanerin Susan Cernyak Spatz, das Luigi Toscano bei seiner Arbeit motivierte: Wer die Geschichte vergisst, ist verdammt, sie zu wiederholen! Darum nutzt das Emsland-Gymnasium gerne diese Möglichkeit, dem Vergessen Einhalt zu gebieten und ihm durch Mitgefühl zu begegnen. So würdigte auch Fabian Lenz die Ausstellung als Beitrag zur lebendigen Erinnerungskultur in Rheine und bezeichnete gerade das gemeinsame Gedenken mit der Partnerstadt Borne in den Niederlanden als historische Leistung und „alles andere als selbstverständlich“.