Das Kollegium des Emsland-Gymnasiums widmete einen Studientag den Chancen und Risiken der Künstlichen Intelligenz

„Schreibe eine Analyse zu Annette Drostes Ballade ‚Der Knabe im Moor‘“. Mit diesem einfachen Auftrag könnten Schüler:innen ihre Hausaufgaben im Deutschunterricht binnen zwei Minuten durch den Chatbot „ChatGPT“ anfertigen lassen. Dass die Nutzung dieses und anderer Tools im Unterricht die Schulen vor neue Herausforderungen stellen wird, liegt auf der Hand. Das Kollegium des Emsland-Gymnasiums nutzte aus diesem Grund einen Studientag am Mittwoch und gewann dafür als Fachreferenten Eik-Henning Tappe, Professor für Digitalisierung und Medienpädagogik an der Fachhochschule Münster. In seinem Vortrag zum Thema „Bildung und Künstliche Intelligenz“ nahm er die Risiken der Nutzung von KI in den Blick, sprach aber auch über das Potential von KI im Unterricht.

Das Spektrum der Möglichkeiten ist groß: Ein Chatbot ist ein digitaler Gesprächspartner, der für den Nutzer allerlei Schreibaufträge erledigt. Ob nun ein Rezept für einen Kuchen, eine Urlaubsplanung oder eben eine Analyse im Fach Deutsch gewünscht wird: Der Chatbot gibt binnen Sekunden die angefragten Antworten in vollständig ausformulierten Texten aus. Für Schule resultiert aus diesem Umstand ein Problem: Hat der Schüler seine Hausaufgaben selbst erledigt? Oder hat er sich durch einen Chatbot ‚inspirieren lassen‘ – möglicherweise sogar vollständig ‚abgekupfert‘?

Der Medienpädagoge Tappe wollte aber keineswegs nur einen kritischen Blick auf die Wirksamkeit der Künstlichen Intelligenz werfen. Nicht die Technologie sei das Gift, sondern der Umgang damit. Die Lehrer:innen des Emsland-Gymnasiums, die im Unterricht schon lange mit KI-generierten Hausaufgaben konfrontiert werden, waren begeistert: „Unfassbar informativ“ sei der Vortrag gewesen, der viele „gute Denkanstöße für die weitere Arbeit“ geliefert habe. Professor Tappe, der „auf sehr verständliche Weise hochkomplexe Dinge erklärt“ hat, hinterließ auch wegen seines eher konstruktiven und positiven Ansatzes viel Eindruck bei den Lehrenden. Medienkompetenz stand deshalb auch im Mittelpunkt des anschließenden Austausches. Hier bewegte die Kolleg:innen vor allem die Frage, wie man KI als Urheber von Schüler-Ergebnissen erkennen könnte. „Kann man nicht“, lautete die nüchterne Antwort. Und gerade deshalb sei es wichtig, über alternative Prüfungsformate nachzudenken.

Professor Tappe erklärte, dass KI ihre Antworten nur auf Basis der Daten generieren kann, die ihr zugeführt werden. Doch welche Datenbasis wird benutzt? Welche Lücken ergeben sich dadurch in den Antworten? Hier müsse, laut Tappe, Unterricht ansetzen. KI im schulischen Einsatz ist also nicht zu verteufeln, sondern muss im Unterrichtsgeschehen kritisch hinterfragt werden. Der Referent sprach die versammelten Lehrer:innen direkt an, er forderte dazu auf, eine möglicherweise feindliche Grundhaltung gegenüber KI aufzugeben und ermunterte die Kolleg:innen – selbst im Falle von technischer Unsicherheit – die Technologien im Unterricht einzusetzen und zu hinterfragen.

Wie sich nicht nur die Prüfungskultur, sondern auch der Unterricht insgesamt verändern müsste, stand dann auch im Mittelpunkt der weiteren Arbeit an diesem Studientag. In fachspezifischen Arbeitsgruppen setzten sich die Lehrer:innen mit den Herausforderungen auseinander, die Künstliche Intelligenz im Unterrichtsalltag mit sich bringen wird. Dabei zeigte sich schnell, dass Künstliche Intelligenz durchaus auch Arbeitserleichterung schaffen kann, wenn es beispielsweise um die Erstellung von Unterrichtsmaterialien geht.

Alle aber waren sich darin einig, dass der konstruktive Austausch über die Möglichkeiten und Risiken bei der Nutzung der KI vor allem mit den Schülerinnen und Schülern stattfinden muss. Hierbei müsste ein kritischer Umgang mit vorgefertigten Arbeitsergebnissen, aber auch die konstruktive Nutzung mit beispielsweise Chat-GPT im Vordergrund stehen.

Begeistert waren die Kolleg:innen des Emsland-Gymnasiums aber keineswegs nur von dem Vortrag und dem kollegialen Austausch, sondern auch von der Gastfreundschaft des Teams der Begegnungsstätte Mitte 51. Am Vormittag konnten sie bereits den neugeschaffenen Mehrzweckraum für den Vortrag nutzen, mittags wurden sie dann mit dem Mittagsangebot „Löffel Exot“ verwöhnt.