„Wozu soll ich Mathe lernen? Das braucht man im Leben doch eh nie wieder!“ Diese Aussage haben die meisten Eltern von schulpflichtigen Kindern schon einmal gehört – wenn nicht sogar selbst vertreten. Auf dem „Mathetag“ der Universität Münster konnten etwa 50 Schüler:innen des Emsland-Gymnasiums sich nun vom Gegenteil überzeugen lassen. In vier etwa 50-minütigen Vorträgen zu verschiedenen Themen wurden die verschiedenen Anwendungsgebiete der Mathematik gezeigt.
Wie erkennt beispielsweise eine künstliche Intelligenz, ob auf einem Foto ein Hund oder eine Katze abgebildet ist? Dass das mit Wahrscheinlichkeitsrechnung funktioniert, zeigte Professor Xiaoyi Jiang in der ersten Vorlesung. So wurde den Schüler:innen die Funktionsweise von künstlicher Intelligenz eindrucksvoll nähergebracht.
Im zweiten Vortrag von Christian Serpé ging es um die Frage, die den Mathematiker Leonhard Euler im 18. Jahrhundert umtrieb: Ist es in der Stadt Königsberg möglich, die zu zwei Flussinseln führenden sieben Brücken der Stadt nacheinander genau einmal zu überqueren? Christian Serpé stellte in diesem Zusammenhang verschiedene Definitionen wie den „Eulerkreis“ vor. Die Schüler:innen waren sich einig, dass man dem Vortrag anhand der gewählten Beispiele „gut folgen konnte“ und waren so schließlich selbst in der Lage das „Königsberger Brückenproblem“ zu lösen.
Professor Angela Stevens stellte im Anschluss die Anwendbarkeit von Differentialgleichungen zur Modellierung von Problemen dar. Im Zusammenhang mit der mathematischen Beschreibung einer Epidemie wurde gezeigt, welchen Einfluss beispielsweise ein „Lockdown“ auf die Ausbreitung einer Krankheit hat und wie Wissenschaftler diese Daten für Entscheidungen nutzen.
„Eigentlich steckt überall Mathematik drin“, urteilte eine Schülerin, offensichtlich beeindruckt von den Vorträgen. Nach einer Mittagspause mit von der Universität bereitgestellten Snacks und Getränken nahm die Gruppe gut gestärkt am letzten Vortrag von Frank Wübbeling teil. Er sprach über die Nutzung der Mathematik in einem bildgebenden Verfahren wie der Computertomographie. Anhand von Mathematik zeigte er nicht nur vereinfacht, wie aus mehreren 2D-Röntgenbildern ein 3D-Bild zur medizinischen Untersuchung rekonstruiert wird. Er ging auch auf die Geschwindigkeit bei der Berechnung solcher Bilder durch Computer ein. Dabei zeigte er alternative Verfahren auf, die sowohl genauer als auch viel schneller und so im Alltag praktikabler sind.
Nach den vier Vorträgen tauschten sich die Schüler:innen noch angeregt über die Inhalte auf der Zugfahrt nach Rheine aus. „Erstaunlich gut verständlich“ seien die Vorträge gewesen – trotz der teilweise anspruchsvollen Inhalte. So konnten die Teilnehmer:innen hoffentlich wichtige Erkenntnisse nicht nur für ihren Mathematikunterricht, sondern auch darüber hinaus für die weitere berufliche Laufbahn nach der Schule sammeln.