Im Sinne der bekannten Weisheit „Vorbeugen ist besser als heilen“ tauchte das Kollegium des Emsland-Gymnasiums in einer intensiven und informativen Fortbildung einen ganzen Tag lang in das Thema „Umgang mit Unterrichtsstörungen“ ein. Für die Fortbildung wurde der zertifizierte Coach Christian Kressmann gewonnen, der mit dem Anspruch antrat, den versammelten Kolleg:innen das „psychologische Handwerkszeug aus Coaching und Schauspielerei“ zu vermitteln, um Unterrichtsstörungen effektiv vorzubeugen.
„Ich kann auf 24 Jahre Berufserfahrung zurückgreifen und bin gespannt, was ich hier heute noch mitnehmen kann“ (Eine Lehrerin des Emsland-Gymnasiums im Vorfeld der schulinternen Fortbildung zum Thema Unterrichtsstörungen)
Nachdem das Kollegium in einem ersten Teil verschiedene Formen von Unterrichtsstörungen zusammengetragen hatte, kamen die Teilnehmer schnell in eine Debatte über angemessene Konsequenzen. Der anschließende Vortrag Kressmanns setzte jedoch an einem anderen Punkt an: Der Beziehungsebene zwischen Lehrer:in und Schüler:in. Der Referent warb für eine Lernatmosphäre, die von guten Beziehungen geprägt ist. „Wir müssen den Schüler:innen den Mehrwert von Unterricht verkaufen und dazu die Bedürfnisse des Gegenübers lesen“, war eine zentrale Forderung.
„Nur wer sein Gegenüber individuell sieht und Neugierde zeigt, kann Beziehungen aufbauen“ (Referent Kressmann)
Hier wurde deutlich, dass Unterrichtsstörungen gar nicht erst sanktioniert werden müssen, wenn man die Entstehung verhindern kann. „Beziehungen kann man über Gemeinsamkeiten und Ähnlichkeiten aufbauen“, empfahl Kressmann den Lehrer:innen seine Herangehensweise. Auch dem Kollegium war ein möglichst pro-aktives Vorgehen wichtig, denn Unterrichtsstörungen sind auch für die unbeteiligten Schüler:innen selbst häufig eine Belastung.
Ein weiterer Schwerpunkt des Referenten war „Präsenz im Klassenraum“. Hier griff Christian Kressmann auf Erfahrungen aus der Schauspielschule zurück und erläuterte eindrucksvoll die Wirkung verschiedener Körperhaltungen und Sprechtechniken. Mit Aussagen wie „häufiges Blinzeln signalisiert dem Gegenüber einen Tiefstatus“ wusste der Referent sein Publikum für den eigenen Auftritt vor der Lerngruppe zu sensibilisieren.
Der Ansatz des Referenten wurde während der nun folgenden Mittagspause lebhaft diskutiert. „Der Beruf der Schauspieler:in und der der Lehrer:in liegen manchmal nah beieinander“, stellte ein junger Kollege fest, der für sich entschied, im ersten Teil der Veranstaltung „einiges für meinen Unterricht mitgenommen“ zu haben.
In einem zweiten Teil wurde der Fokus dann aber doch auf das Thema „Sanktionen“ gelegt. Ein verbindliches Konzept für die Aussprache von Konsequenzen gegenüber störenden Schüler:innen sollte erarbeitet werden. Neben der schnellen Benachrichtigung der Eltern wurde auch das Thema „Nacharbeiten am Nachmittag“ thematisiert. Für die kommenden Wochen ergibt sich nun für das Kollegium ein Arbeitsauftrag: Welche Konsequenzen will das Kollegium zukünftig verbindlich gegenüber störenden Schüler:innen aussprechen?
„Ziel ist es, dass wir am Emsland-Gymnasium auf ein einheitliches Erziehungskonzept zurückgreifen können und so die Handlungssicherheit des Kollegiums und schlussendlich die Unterrichtsqualität weiter verbessern“, fasst Schulleiterin Diana Schilling die Perspektive zusammen, die das Kollegium nun, auf Basis der heutigen Fortbildung, ausarbeiten wird.